Wuchstypen
Da die meisten Kletterpflanzen eine Rankhilfe benötigen, ist es sinnvoll, ihr Wuchsverhalten zu kennen, denn dieses beeinflusst die Planung des Spalieres, z. B. die Auswahl eines passenden Seilsystems nebst Schweregrad (Bauweise). Im folgenden werden die Spalierpflanzen in sechs Hauptgruppen geteilt.
Selbstklimmer
wie Efeu und Wilder Wein und brauchen oft keine "Rankhilfen", eine Andrückhilfe aber kann in der Aufbauphase sinnvoll sein. Die Haftorgane werden meist nur einmal während des Wachstums eines jungen Triebes ausgebildet und reißen bei späterem Dickenwachstum ab, so dass die ganze Pflanze dann immer nur an den jungen Trieben mit der Wand verbunden ist. Deshalb sind einige Querseile als Absturzsicherung gerade bei alten, großen Pflanzen wichtig. Oft genügt eine "einfache" Bauweise, bei großen Feldern besser eine "mittlere".
Schlinger
lieben Seile und Stäbe, um die sich ihr Hauptspross schraubenförmig winden kann. Bei Schwachschlingern, also z. B. bei einjährigen Pflanzen, kann dies auch zugelassen werden, hier genügen mitunter auch einfache und leichte Seilsysteme. Alle mehrjährigen Schlinger aber gehören mindestens an mittlere, besser an schwere oder massive Seilsysteme, hier sollten die künftigen Haupttriebe abgewickelt und außen auf dem Rankgerüst geheftet werden wie für Blauregen beschrieben. Andernfalls sind noch massivere Rankgerüste mit extremen Wandabständen von 15 cm und mehr erforderlich, die dann ein Vielfaches kosten.
Ranker
wie Echter Wein (und teilweise Wilder Wein) bilden aus dem Spross bewegliche Schlingen, die auf Berührung reagieren, sich um andere Sprosse und um Rankhilfen "ranken" und später ihr Wachstum einstellen und verholzen. Diese Eigenschaft wird bei Kordons von Weinreben genutzt, wo die Jahrestriebe dann wie bei Seilsystem 8010 in obere Querdrähte (Rankseile) "ranken". Das eigentliche Stammgerüst solcher Spalierpflanzen muss aber, wenn sie mehrjährig sind, außen auf der Rankhilfe gebunden werden (auf "Halteseile"), und die Kletterhilfe muss entsprechend stabil sein. Meist sind mittlere Seilsysteme, mitunter auch schwere / massive erforderlich.
Blattstielranker
wie Clematis und manche einjährigen Spalierpflanzen ranken mit ihren Blattstielen um Kletterhilfen mit geringem Durchmesser , z. B. um so genannte "Rankseile". Da diese Pflanzen meist kein kräftiges Stammgerüst ausbilden, was an einer Kletterhilfe fixiert werden kann, brauchen sie feingliedrige Rankhilfen mit eher geringen Gitterweiten wie z. B. Seilsysteme 5040 oder 5050. Meist genügen mittlere oder auch einfache und leichte Seilsysteme.
Spreizklimmer
wie Kletterrosen und Brombeere verhaken sich mit Dornen u. ä. in bereit gestellte Stäbe oder Halteseile, was durch Anbinden unterstützt wird. Die Kletterhilfen müssen diesem Querdruck und den Wachstums-Spannungen standhalten und entsprechend kräftig ausgebildet und befestigt sein. Es empfehlen sich mittlere oder schwere / massive Seilsysteme, im Einzelfall auch einfache oder sogar leichte
Standortfaktoren und Pflanzenwahl
Kletterpflanzen, Rosen, Reben und Spalierobst haben bestimmte Lageansprüche. Hier finden Sie eine Beschreibung von Faktoren, die für die Pflanzenwahl bei Begrünungen wichtig sind. Anhand der Infos können Sie vor einer Pflanzung Ihre "Lage" beurteilen, Kletterpflanzen auswählen oder ggf. Faktoren verändern, damit eine gewünschte Pflanzenart am nicht optimalen Standort trotzdem Fuß fassen kann.
Licht und Wärme
Pflanzen brauchen Licht, um Blütenknospen zu bilden. Ebenso wichtig ist die Wärmewirkung der Sonne: An einer besonnten Ziegel-Wand kann ein Mikroklima entstehen, das Frucht- und Blütenfülle hervorbringt, die sonst im Freiland nicht denkbar sind! Zugleich speichert die Wand die Wärme und gibt sie in den Abendstunden ab, was nochmals die Reife fördert. An Holzhäusern und solchen mit Außendämmung ist dieser "Backofen"-Effekt auch vorhanden, aber deutlich schwächer. Viel Wärme fördert leider auch die Verdunstung und damit den Wasserverbrauch. Einige Arten werden unter Hitze-Stress auch stark pilzanfällig. Um die Besonnungs-Dauer einer Wand zu ermitteln, sollte ein Sonnentag Anfang Mai oder Ende August genutzt werden, um allzu optimistischen Urteilen vorzubeugen. Es wird folgende Einteilung vorgeschlagen:
1. 8-12 Stunden: exponiert, vollsonnig
2. 5-8 Stunden: sonnig
3. 2-5 Stunden: halbschattig
4. 0-2 Stunden: absonnig oder schattig
Sowohl eine Südost- als auch noch eine Westwand kann demzufolge ein "exponierter" Standort sein.
Wind
Jedes freie Feld nebst einzeln stehenden Häusern ist eine "windoffene Lage" und zur Bauwerksbegrünung nur bedingt geeignet, weil Pflanzen dort viel Wasser verdunsten. Besser sind "windgeschützte" Lagen, also Plätze, wo durch Geländeerhebungen, umgebende Bebauung oder Gehölze ein Windschutz entsteht. Stadtlagen können fast immer als windgeschützt gelten.
Boden
Humusreiche Gartenerde ist der optimale Boden für Kletterpflanzen, ein Anteil von krümeligem Lehm ist meist förderlich. Ein hoher Grundwasserstand (bei ca. 0,5 bis 1 m) oder auch eine Tonschicht im Untergrund können zu bedenklicher Staunässe führen. Böden werden noch unterschieden je nach Stärke der für Wurzeln gut durchdringbaren Bodenschicht in tiefgründig (mindestens ca. 75 cm), mittelgründig (35-45 cm) und flachgründig (nur 15-25 cm).
Mulch
Fast alle Kletterpflanzen waren Wald(rand)bewohner und dankbar für eine geschützte, feuchte Bodenzone, die nur geringen Wärmeschwankungen unterliegt. Im Wald war das durch eine natürliche Mulchschicht gewährleistet, bei einer Bauwerksbegrünung muss dieser Zustand erst hergestellt werden. Das wird durch eine 6 - 10 cm starke Mulchdecke aus Laub, Stroh, Grasschnitt o. ä. erreicht, die nach der Pflanzung regelmäßig erneuert wird und auch nicht zur Schnecken-Wohnung werden darf.
Blauregen – Kletterkünstler im Blütenrausch
Begrünte Hauswände, blütenreich umschlungene Torbögen oder malerisch umrankte Carports – Kletterpflanzen bieten eine Fülle von Verwendungsmöglichkeiten und Landschaftsgärtner können mit ihrer Hilfe selbst nüchterne Zweckbauten in blühende Oasen verwandeln. Da die Pflanzen nur wenig Grundfläche benötigen, eignen sie sich auch für kleinste Stadtgärten und finden selbst am Rand des Bürgersteiges oder neben dem Hauseingang Platz. Dafür muss dort nur ein kleiner Bereich von Steinen oder Gehwegplatten befreit werden.
Einer der eindrucksvollsten Kletterkünstler ist der Blauregen (Wisteria), der manchmal auch als Glyzinie bezeichnet wird. Je nach Art und Standort können Wuchshöhen bis über 30 Meter erreicht werden. Seine intensiv duftenden, 40 bis 50 Zentimeter langen Blütentrauben erscheinen im Frühling. Die Farbnuancen der Blüten variieren dabei je nach Sorte und umfassen die verschiedensten Violett- und Blautöne. Es gibt aber auch – anders als der Name vermuten lässt – Sorten mit weißen oder rosafarbenen Blütentrauben.
Kletterhilfen
Der Blauregen gehört – im Unterschied zu beispielsweise Efeu oder Wildem Wein – nicht zu den selbstklimmenden Pflanzen, die sich mit ihren Haftorganen direkt am Mauerwerk festhalten können. Damit der Blauregen an einer Hauswand emporwachsen kann, benötigt er ein stabiles Gerüst oder kräftige Drahtseile, die er umwinden kann. Wer solche Kletterhilfen an seinem Haus anbringen möchte, sollte bedenken, dass der Blauregen eine beeindruckende Wuchskraft entwickelt und so ein erhebliches Gewicht erreichen kann. Auch die zusätzlichen Belastungen durch Wind oder Schnee sind bei den Stabilitätsüberlegungen mit einzubeziehen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, lässt diese Arbeit von einem Experten für Garten- und Landschaftsbau durchführen. Regenrohre eignen sich übrigens nicht als Kletterhilfe, da sie von den Pflanzen zusammengedrückt werden könnten. Stabil gebaute Pergolen oder Laubengänge sind hingegen wie gemacht für den Blauregen. Die Schlingpflanze bildet hier einen blühenden Baldachin und lässt auf diese Weise sehr romantische Gartenbilder entstehen.
Links oder rechts herum
Mit seinen großen gefiederten Blättern ist der aus Ostasien stammende Blauregen auch nach der Blüte noch sehr dekorativ. In Gartencentern und Baumschulen sind verschiedene Arten und Sorten erhältlich. Der Chinesische Blauregen (Wisteria sinensis) blüht bereits vor dem Blattaustrieb ab April, während die Blüten des Japanischen Blauregens (Wisteria floribunda) ab Mai gemeinsam mit den Blättern erscheinen. Doch die Unterschiede beziehen sich nicht nur auf die Blüte: Der Chinesische Blauregen windet sich links – also entgegen dem Uhrzeigersinn – um
eine Kletterhilfe herum, während der Japanische Blauregen zu den rechtswindenden Pflanzen zählt.
Wasser, Sonne, Boden
Der Blauregen gedeiht am besten an einem sonnigen Standort. Damit er sich gut entwickeln kann, brauchen seine Wurzeln ausreichend Platz und der Boden sollte locker und gut wasserdurchlässig sein. Das Erdreich direkt neben einem Gebäude oder auf Neubaugrundstücken ist allerdings häufig stark verdichtet, so dass der Landschaftsgärtner vor der Pflanzung zunächst eine tiefgründige Bodenlockerung durchführt. Eine Verbesserung der Bodenqualität erzielt er zusätzlich durch die Zugabe von Kompost. Soll der Blauregen direkt an der Hauswand unter einem überstehenden Dach wachsen, kann es sein, dass seine Wurzeln nicht ausreichend mit Regenwasser versorgt werden. Regelmäßiges Gießen ist dann erforderlich.