Ein ganz besonderes Flair für die Insel Usedom und andere Küstenorte geht von den schönen alten Villen in Bäderarchitektur aus.
Ziel ist es naturlich dieses Flair mit einer entsprechenden Außenanlage zu unterstreichen und hervorzuheben. Leider sieht man gerade hier immer wieder zahlreiche Negativbeispiele, eine wunderschöne Villa, denkmalgeschützt und feinfühlig saniert. Und dann als krassen Gegensatz eine Außenanlage, die jeglichen Charme im Keim erstickt. Machen Sie nicht diesen Fehler!
Was ist Bäderarchitektur?
Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg entstandenen Bauten in den Seebädern Ahlbeck, Heringsdorf, Bansin und Zinnowitz spiegeln einen ganz bestimmten Zeitgeist wider. Es sind Einrichtungen, die speziell für den Sommeraufenthalt an der See errichtet wurden. Die Bauherren konnten ihren architektonischen Wünschen, je nach Geldbeutel, freien Lauf lassen. Ob in Anlehnung an französische Renaissancepaläste, an Klassizismus oder nach italienischem Vorbild, die Sommerresidenzen übertrafen sich gegenseitig in Gestaltung und Glanz und waren ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Stellung der Bauherren.
Unter dem Begriff Bäderarchitektur werden diese unterschiedlichen Baustile zusammen-gefasst. Bäderarchitektur ist keine spezielle Kunst- oder Stilgattung wie z. B. die Renaissance oder der Barock. Es ist eine Summierung der verschiedensten Bau- und Stilmerkmale unterschiedlicher Epochen. Darin liegt die Besonderheit und der Reiz dieser Baudenkmale.
Die häufigste Farben ist Weiß, weshalb von den Kurbädern gelegentlich auch als „weiße Perlen“ gesprochen wird. Auffällig springen in derartigen weißen Ensembles die seltenen Pendants in Farbe (zum Beispiel Bordeauxrot, Olivgrün, Beige, Blau) ins Auge. Insgesamt sehen die Bauten eher filigran aus, und oft handelt es sich um Holzbauten mit einem Kern aus Stein.
Eines der ältesten Gebäude der Bäderarchitektur ließ Georg Bernhard von Bülow 1845 in Heringsdorf errichten, die Villa Achterkerke. Eines der kunsthistorisch bedeutendsten Bauwerke ist wegen seines Glasmosaiks die 1883 von Antonio Salviati gebaute Villa Oechsler. Weitere herausragende Gebäude sind die Villa Theodor Fontane, die Residenz Bleichröder oder auch die Villa Hintze in Heringsdorf.
Aber auch neu errichtete Villen wie zum Beispiel die Villen "Am Goetehpark" oder die Delbrück-Villen in Herinsgdorf fügen sich sehr harmisch in das historische Ensemble ein.
Das sicherlich eleganteste Ostseebad auf der Insel Usedom ist das Kaiserbad Heringsdorf. Es wurde bereits 1890 als das "Nizza der Ostsee" bezeichnet. Herrlichste Villen und Gründerzeithäuser verschiedener Baustile entlang einer in Europa einzigartigen Strand-promenade von 10 Kilometern Länge präsentieren sich heute schöner denn je.
Entscheidend für die Entwicklung Heringsdorfs waren neben den Brüdern von Bülow auch Adelbert und Hugo Delbrück sowie deren Kinder. Sie erkannten das Potential des Ortes und kauften sich zu einer Zeit ein, als das Land noch billig und unentwickelt war. So entstand 1854 die Agentur "Delbrück, Leo & Co.", die sich bald zu einem bekannten Bankhaus entwickelte. Die beiden Brüder hatten dafür Wald, die bereits bestehenden Badeanstalten und einige Häuser im Werte von 115.000 Talern von den Brüdern von Bülow erworben.
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