Formschnitt ist auch in Deutschland seit Jahrhunderten Tradition

 

 

Der bekannteste Formschnitt ist die Hecke. Geometrischer Formschnitt an Pflanzen, wie Kugel, Pyramide oder Kegel aber auch freie Formen (Topiaries) sind in Mitteleuropa seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Gartenarchitektur. Großgehölze als Miniaturausgabe für Kleingärten zu formen ist eine Kunst, die in Japan seit Jahrhunderten gepflegt wird. Die Schönheit und Majestät alter Bäume, die lange Zeit der rauen Natur standgehalten haben, soll nachempfunden werden.

 
Diese so entstandenen Kleinbäume ermöglichen die Gestaltung von Landschaftsgärten auf kleinstem Raum. Der jährliche Rückschnitt der frischen Austriebe erhält auf Dauer Form und Größe der Pflanzen. Sie werden jedoch immer ausdrucksstärker und wertvoller.

 

Natur in Form - Gehölze als Kugeln, Hecken und Skulpturen

Kaum ein Garten kommt ohne Formgehölze aus. Geschnittene niedrige Beeteinfassungen, dachförmig gezogene Bäume als Schattenspender oder hohe Hecken als Grundstücksgrenzen und Sichtschutz haben nicht nur Nutzwert. Sie geben dem Garten auch Struktur und besonderen Charme. Durch charakteristische Formen können sie einen speziellen Gartenstil noch unterstreichen. So wird ein Hausgarten im asiatischen Stil erst durch gezielt platzierte und streng in Form geschnittene Bonsai-Gehölze authentisch. Der romantische Bauerngarten lebt von seinen Buchskugeln, schmalen Hecken um formale Blumen- und Gemüsebeete und malerisch gezogenen grünen Torbögen und Obstspalieren.

  
 
Formgehölze sind Pflanzen, die durch regelmäßigen Rückschnitt, Anbinden oder Herabbiegen der Äste modelliert werden. So entstehen Formen, die Natur und Architektur harmonisch miteinander verbinden. Durch den gezielten Schnitt und die Erziehung hat der Gärtner zusätzlich die Möglichkeit, die Größe und Breite der Gartengehölze unter Kontrolle zu halten. Denn für die natürliche Wuchsform vieler Gehölze bleibt im normalen Hausgarten häufig kein Platz. Je öfter man schneidet, desto dichter und kompakter wird die Verzweigung. So entsteht mit der Zeit eine dicht belaubte individuell gestaltete Solitärpflanze, eine verlässliche Sichtschutzwand oder ein funktionaler grüner Raumteiler. Der Formschnitt von Gehölzen hat eine lange Tradition. Bereits vor 2000 Jahren galt der Schnitt von Bäumen als Kunst. Und auch während der Zeit der Renaissance und des Barock wurden in formalen Gärten Gehölze zu kunstvollen Figuren, Ornamenten und Beeteinfassungen gestaltet. Heute findet man Formgehölze selbst in den kleinsten Gärten, auf Gräbern und sogar im Topf auf der Terrasse. Der Buchsbaum ist wohl das bekannteste Formgehölz, denn er ist wegen seiner kleinen Blätter besonders einfach zu bearbeiten. Generell gilt, je filigraner und formgenauer die Kontur werden soll, desto kleinblättriger wählt man am besten die Pflanze. Neben Buchs gibt es noch weitere immergrüne Gehölze, die sich für den Formschnitt eignen, zum Beispiel Eibe, Kirschlorbeer, Lebensbaum, Liguster, Kiefer oder Stechpalme. Aber auch immergrüne Stauden wie Heiligenkraut (Santolina) und Lavendel lassen sich zu niedrigen Hecken formen. 

 

Ganzjährig belaubte Pflanzen zeigen selbst im Winter deutlich ihre Struktur und lassen den Garten so auch außerhalb der Saison formschön aussehen. Laubabwerfende Pflanzen zeigen dagegen eindrucksvoll den Wechsel der Jahreszeiten und wirken im unbelaubten Zustand weniger streng. Auch sie eignen sich für den Formschnitt: Für Hecken, Säulen und Laubengänge kommen beispielsweise Rot-Buche, Hainbuche und Feld-Ahorn, aber auch Korkflügelstrauch (Euonymus) oder Kornelkirsche in Frage. Als dachförmige Schattenspender eignen sich Platane oder Winterlinde.


Schnitt für Schnitt

Der richtige Zeitpunkt für den ersten Rückschnitt ist im Frühling beziehungsweise im Frühsommer: zwischen Ende April und Ende Juni, wenn die jungen Blätter sich entfaltet haben und der erste Austrieb abgeschlossen ist. Generell sollten alle Formgehölze mindestens einmal pro Jahr geschnitten werden. Doch Pflanzen wachsen je nach Düngung, Alter, Art und Sorte unterschiedlich schnell. Liguster wächst beispielsweise sehr rasch, sodass seine Konturen über den Sommer meist mehrfach nachgeschnitten werden müssen. Auch klassische Hecken wie Buche und Hainbuche können bei starkem Wiederaustrieb nach dem ersten Schnitt noch einmal im Herbst in Form gebracht werden. Wer nicht so schnittsicher ist, kann diese jährlichen Pflege- und Formarbeiten den Experten aus dem Garten- und Landschaftsbau überlassen. Egal ob selbst Hand angelegt wird oder der Landschaftsgärtner hilft: Solitärformbäume stehen im Garten am besten in Einzelstellung, mit genügend Raum rundherum. Auf diese Weise sind sie für Schnittmaßnahmen von allen Seiten gut zugänglich und sie kommen so auch am besten zur Geltung.